Bonsai Stile

In der Natur werden Bäume in die ungewöhnlichsten Formen gezwungen. Verantwortlich hierfür sind in der Regel das Wetter, der Wind und der Standort. Bonsai können ebenfalls viele unterschiedliche Formen und Größen besitzen und diese hängen oft mit den Wachstumsbedingungen zusammen.
Einige Formen wirken auf uns vielleicht etwas befremdlich und unnatürlich, doch basieren sie alle auf in der Natur wachsenden Bäumen. Jeder Baum besitzt seinen eigenen Charakter und innerhalb bestimmter Stilarten gibt es enorme Variationen. Gewöhnlich erhält ein Bonsai seinen Namen aufgrund seiner Form oder der Anzahl an Stämmen.

Bankan

 

Der gedrehte oder gewundene Stil kam vermutlich aus China. Häufig wird er auch Drachen-Stil genannt und gehört unter den chinesischen Bonsai zu den absoluten Favoriten. Ein Drachen-Bonsai (oder grüner Drache) soll im Garten Glückseligkeit verbreiten. Der mystische chinesische Drache symbolisiert Glückseligkeit und Wohlstand. Bei dieser Stilart dreht sich der Baum, wie auch der chinesische Drache, um sich selbst. Die Borke scheint sich zu drehen und windet sich den Stamm herauf wie eine Schlange, die einen Ast umschlingt.

Hokidachi

 

Besen-Form - Bäume dieser Stil-Art besitzen einen geraden Stamm, die Äste entspringen auf einer Ebene rund um den Stamm und fächern sich wie ein japanischer Fächer oder Schirm auf.

Kengai

 

Kaskaden-Stil - Diese Bäume wachsen in der Natur an Felswänden. Aufgrund von Stürmen und starken Schneelasten wachsen sie erst nach unten und richten sich danach wieder auf. Beim Kengai-Stil befinden sich Laub und Krone unterhalb des Schalenbodens.

Chokkan

 

Streng-Aufrechter Stil - Der Stamm ist gerade und verjüngt sich zur Spitze hin. Die Äste werden zur Spitze hin kürzer und dünner. Sie verlaufen horizontal oder leicht abwärtsgerichtet zum Stamm. Die Oberflächenwurzeln breiten sich am Ansatz sehr schön aus. Die Gesamtkomposition, Stamm und Schale, muss sehr gut ausbalanciert wirken.

Yose-ue

 

Waldpflanzung - Diese Stil-Art beschreibt einen kleinen Wald in einer flachen Schale. Hierbei soll die Illusion eines Miniaturwaldes erzeugt werden. Satsuki Azaleen werden für blühende Wälder eingesetzt. Beim Einsatz von Satsukis in einer Waldpflanzung sollte darauf geachtet werden, Bäume gleicher Art zu verwenden. Der Abstand der einzelnen Bäume sollte stets unterschiedlich sein. Pflanzen Sie niemals drei oder mehr Bäume in einer Flucht. Die Stämme der einzelnen Bäume sollten in Dicke und Höhe variieren. Die Anzahl der Bäume sollte in einem kleinen Wald ungerade sein. Bei Verwendung von 15 und mehr Pflanzen spielt die Anzahl jedoch keine Rolle mehr.

Neagari

 

Wurzel-Stil - Die Wurzeln des Negari sollten weit aus der Erde herausragen. Freiliegende Wurzeln erzeugen die Impression eines Baumes, an dem durch Erosion die Erde über viele Jahre abgetragen wurde.

Sharimiki

 

Treibholz-Stil - Eine Stil-Art, bei der der Stamm zum Großteil abgestorben ist. Diesen Stil findet man häufig an Wacholdern oder Eiben mit primären Totholz-Bereichen, an denen sich ein oder zwei Lebensadern zu den verbliebenen Ästen herauf schlängeln. Eine Gestaltung mit Jins und Shari erzeugt ein kraftvolles und dramatisches Bild.

Moyogi

 

Frei-Aufrechter Stil - Der Stamm ist leicht gebogen und verjüngt sich nach oben merklich. Die Spitze des Baumes sollte in der Regel genau über dem Wurzelansatz liegen. Die Äste sind asymetrisch angelegt, wobei die unteren jeweils auf der Außenseite einer Biegung liegen sollen.

Sabamiki

 

Gespalteter Stamm - Gewöhnlich ist der Stamm am Ansatz ausgehöhlt. In der Natur findet man solche Formen nur an wirklich alten Bäumen. An einem Bonsai kann ein Sabamiki ebenfalls das Gefühl eines sehr alten Baumes erzeugen. Ein Sabamiki kann sowohl bei Laub- wie auch bei Nadelbäumen gestaltet werden.

Bunjin-gi

 

Literaten Stil - Dieser seltsame Stil charakterisiert einen dünnen, gelehnten Baum mit nur wenigen Ästen. Die untersten Äste sind meist abgestorben und freiliegend, der Stamm muss bei dieser Stil-Art ganz besonders charaktervoll wirken. Im Bezug auf Malereien alter chinesischer Künstler beinhaltet dieser Stil den Namen „Literati“, dort werden Bäume in sehr abstrakter Weise abgebildet. Diese Bäume charakterisieren eine gewisse Eleganz und Anmut.

Sankan-gi

 

Mehrfach-Stamm - Diese Stil-Art besitzt drei, fünf oder sieben Stämme, welche alle aus einem einzigen Wurzelballen entspringen. Sind drei Stämme unterschiedlicher Stärke und Höhe vorhanden, spricht man von einem Vater-Mutter-Sohn Arrangement. Schlanke Stämme, wie etwa die von Ahorn und Ulme, sind bestens für diese Stil-Art geeignet.

Seki-joju

 

Wurzel über Stein-Stil - Bei dieser Felsenpflanzung wachsen die Wurzeln über einen Stein und dann ins Substrat.

Ikadabuki

 

Floßform - Dieser Stil repräsentiert einen umgestürzten Baum, der Stamm ist teils mit Erde bedeckt. Die Äste auf der Oberseite richten sich auf und wachsen als Stämme weiter.

Ishitsuki

 

Felsenpflanzung - Hierbei werden Bäume direkt oder in Spalten auf Steine und Felsen gepflanzt. Den Bäumen bleibt dabei in der Regel nur wenig Substrat zur Verfügung.

Kabudachi

 

Gruppen- Mehrfachstamm - Generell basiert dieser Stil auf dem Doppelstamm-Stil (Sokan). Auch hier können drei oder mehrere Stämme vorkommen, diese müssen jedoch alle einer Wurzel entspringen. Sie können nicht, wie etwa bei der Waldpflanzung (Yose-Ue), separiert werden.

Netsuranari

 

Gewundener Wurzel-Stil - Ähnlich der Waldpflanzung, doch auch hier sollten alle Stämme einer Wurzel entspringen. Er besteht aus einem Hauptstamm mit mehreren Stämmen, jeder entspringt aus einem anderen Punkt des ausgeweiteten Wurzelansatzes.

Han-kengai

 

Halbkaskaden-Stil - Diese Bäume wachsen in der Natur an Felswänden. Aufgrund von Stürmen oder starken Schneelasten wachsen diese erst nach unten und richten sich danach wieder auf. Beim Kengai-Stil befinden sich Laub und Krone unterhalb des Schalenbodens. Bei der Halbkaskade liegt ein Teil des Laubes oberhalb der Schalenunterkante.

Shohin

 

Miniatur-Bäume - Bonsai werden generell in Größen klassifiziert. Gewöhnlich sind sie bekannt als Mame (5 - 15 cm) Shohin (13 - 20 cm), Shiu (41- 91 cm) und Dai (76 -122 cm). Shohin Bonsai werden häufig in speziellen Regalen präsentiert. Dies macht sie nicht unbedingt zur Stilart, sondern zeigt vielseitige Wege der Präsentation.

Shakan

 

Der gelehnte Stil – In der Natur lehnen sich Bäume oft nur zu einer Seite. Dies geschieht z. B. durch einseitige Windrichtung oder wenn sie im Schatten stehen und sich den Weg zum Licht suchen. Bei der gelehnten Stil-Art biegt sich der Stamm auf der gesamten Länge nach links oder rechts. Hierbei kann der Stamm gerade oder gebogen sein. Sehr starke Wurzeln wachsen auf der gegenüberliegenden Seite des geneigten Stammes. In diesem Fall pressen sich die Wurzeln unterhalb der Neigung in den Boden. Dies verleiht dem Bonsai eine gewisse Verankerung und Festigkeit in der Schale.

Tanuki

 

Verheiratungs-Stil – Der Tanuki ist nicht unbedingt eine Stil-Art, sondern vielmehr eine Technik um einen Bonsai älter erscheinen zu lassen. Hierbei wird eine lebende Pflanze mit einem Stück Totholz vereint. Der ursprüngliche Stil heißt Sharimiki.

Sokan

 

Doppelstamm-Stil - Der Doppelstamm wird aus zwei Stämmen entwickelt, welche einem Wurzelballen entspringen. Die Abzweigung an der Stammbasis muss eine V-Form und nicht eine U-Form beschreiben. Einer der beiden Stämme sollte in Dicke und Länge dominieren. Der kleinere Stamm sollte nicht höher als 2/3 des großen Stammes wachsen. Zusammen formen sie eine einheitliche Krone, wie wir es aus der Natur kennen.

Fukinagashi

 

Die windgepeitschte Form – Hier soll das Bild eines Baumes erzeugt werden, durch den seit langer Zeit der Wind bläst. Die Hauptäste stehen in Position, nur die dünnen Äste und das Laub folgen der Richtung des Laubes.

Gokan

 

Fünf- oder Siebenfachstamm – Dieser Stil mit seinen vielfachen Stämmen besitzt gewöhnlich eine Anzahl ungerader Stämme. Gokan (Fünffach-Stamm) und Nanakan (Siebenfach-Stamm) gehören zu diesen Bonsai mit verschiedener Anzahl an Stämmen, jeder von ihnen besitzt eine stärkere Präsenz wie die des Kabudachi.